U. Schirmer (Hg.); Helmut Bräuer; Katrin Keller; Heiner Lück
Uwe Schirmer (Hrsg.)
Sachsen im 17. Jahrhundert
Krise, Krieg und Neubeginn
Bestell-Nr 76-67
ISBN 978-3-930076-67-3
erschienen 01.01.1998
Auflage 1. Auflage 1998
Einbandart Gebundene Ausgabe
Maße 23 x 16.5 x 1.2 cm
Umfang 216 Seiten
Gewicht 485 g
Preis 30,00
Lieferstatus   Lieferbar
Schriften der Rudolf-Kötzschke-Gesellschaft Band 5

Für die sächsische Landesgeschichtsforschung der vergangenen Jahrzehnte ist das 17. Jahrhundert – abgesehen von Studien, die sich des Großen Krieges annehmen – nur marginal ins Blickfeld geraten. Das Zeitalter der Reformation, die Augusteische Epoche oder die Industrialisierung waren die bevorzugten Forschungsfelder. Das Jahrhundert zwischen der gescheiterten »zweiten Reformation«, die mit Kurfürst Christian I. und Nicolaus Krell zu verbinden ist, und dem Regierungsantritt von Johann Georg IV., der endlich das Land zu öffnen begann, gilt gemeinhin als eine Zeit der Stagnation sowie des politischen und wirtschaftlichen Niedergangs.
Die Signatur dieser Perspektive sind die »unbekannten« Kurfürsten des 17. Jahrhunderts, denn weder ein Christian II. noch die vier Johann George sind im Geschichtsbewusstsein präsent; sie gelten als »schwache« Herrscher, welche die Auseinandersetzung mit den Ständen mieden – tatsächlich aber sind die sächsischen Landstände ungenügend erforscht. Und mit den Topoi des Prager Fenstersturzes, der Kipper- und Wipperinflation, Kriegsverwüstungen und tiefen demografischen Einschnitten sowie des Wandels der politischen Ordnung wird das Geschehen nach 1618 nur grob umrissen. Neuere Forschungen zeigen, dass die sozialen, verfassungsrechtlichen und politischen Bedingungen wie auch die Kriegsbilanzen im Alten Reich außerordentlich vielgestaltig waren, sich fast einer Generalisierung entziehen.
Mit dem vorliegenden Buch wird der Versuch unternommen, der sächsischen Landesgeschichtsforschung zum 17. Jahrhundert neue Impulse zu verleihen. Die politische Kultur und Herrschaftspraxis, die rechtliche Verankerung der Rittergüter in der Landesverfassung sowie die Haushaltsführung auf einem Rittergut sind ebenso Gegenstand der Analyse wie die Funktionsweise des Leipziger Schöffenstuhls und das Wirken des Strafjuristen Benedikt Carpzov. Historische Klima- und Wetterforschung, auch die Wirtschaftsstrukturen innerhalb der sächsischen Städtelandschaft und die Genese der kursächsischen Steuerverfassung erweisen sich als zentrale Probleme gegenwärtiger und künftiger Forschung. All das findet in diesem Sammelband seinen Niederschlag.