Schriften der Rudolf-Kötzschke-Gesellschaft Band 2
Das Thema besitzt in der sächsischen Landesgeschichte eine lange Tradition. Namentlich unter Federführung der Professoren Lamprecht und Kötzschke entstanden rund ein Dutzend Abhandlungen zur Geschichte von sächsischen Ämtern. Daran knüpft die vorliegende Arbeit unter Hinzunahme von Konzepten der modernen Wirtschafts- und Sozialgeschichtsschreibung an. Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen das Amt und die Stadt Grimma, und vergleichend einbezogen sind die benachbarten Ämter Colditz und Borna und das Stiftsgebiet Wurzen, sodass die Geschichte einer Mikroregion im Zeitalter von Frühkapitalismus und Reformation rekonstruiert wird. Gegenstand der Analyse ist die Segmentierung der Bevölkerung in Stadt und Land; die Effizienz der Land-, Forst- und Teichwirtschaft sowie des Weinbaus; die Leistungsfähigkeit der bäuerlichen Anwesen, die der Klöster und Rittergüter; das städtische Handwerk und Brauwesen, der regionale und überregionale Handel und die Entwicklung von Preisen und Löhnen. Im Sinne einer Geschichte von unten sind viele Einzelschicksale beschrieben worden. Grundlage dieses »kriminal«-historischen Teils waren die Bußgeldkataloge der Ämter Grimma und Colditz. Eine Übersicht über den Hofstellen- und Inwohnerbesatz in den Dörfern und Minderstädten des Amtes Grimma von 1421 bis 1548, Karten über die Flurformen, Wüstungen und das Altstraßennetz im Muldenland sowie Orts- und Personenregister runden diese Studie, die als ein wichtiger Beitrag zur sächsischen Landesgeschichte angesehen werden muss, ab.