Sylvia Kabus
Wir waren die Letzten ...
Gespräche mit vertriebenen Leipziger Juden
Bestell-Nr 44-41
ISBN 978-3-934544-41-3
erschienen 01.03.2003
Auflage 1. Auflage 2003
Einbandart Gebundene Ausgabe
Maße 24 x 19 x 2 cm
Umfang 212 Seiten
Abbildungen 18 Schwarz-Weiß-Fotografien
Gewicht 760 g
Preis 18,00
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Sie sind – nach Jahrzehnten – jene Letzten, die erzählen können. Nach dem Lebensriss durch Vertreibung, Ghetto, Lager, Todesangst besuchen sie noch einmal ihre Geburtsstadt, auf der Suche nach Stätten der Kinderzeit und den Gräbern Verwandter. Manchem ist das Sprechen über die erlittene Verfolgung erst heute möglich, es geschieht zögernd, doch wachsam und den Jüngeren nah.
Die entstandenen Erzählungen lassen ein bislang unerfülltes Bedürfnis nach Nähe und Wirklichkeit fühlbar werden, die es ohne Begegnung von Angesicht zu Angesicht nicht gibt. Das Judentum in Leipzig sei durch seine Struktur, Größe, Organisation, die Reinheit der gepflegten Überlieferung, seine Lebensgestaltung besonders geeignet zur Erfassung jüdischen Wesens, schrieb der Gauamtsleiter des Rassenpolitischen Amtes Niederschlesien, Fritz Arlt, 1938. Erhalten gebliebene Dokumente der Stadtverwaltung lassen wiederholt Bezüge auf die Studie und ihre Leben gefährdende Wirkung erkennen. Aus Presseartikeln, Akten der Kommunalverwaltung, des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, der Städtischen Bücherhallen, vertraulichen Befehlen und Protokollen entsteht das Bild einer Stadt, in der rassistische Kälte und freiwillige Gleichschaltung ineinander verwuchsen und zur Vernichtung der meisten hier lebenden Juden führten. Es ist eine Stadt, in der man der zentral befohlenen Schrittfolge in manchem noch voraus eilte. Heute empfängt sie ihre einstigen Bürger in unsicherem Gespanntsein zwischen vermeintlicher Rücksicht und Rück-Sicht, suchender Sprache und Zuwendung, Wende und Wandel.