Matthias Herrmann (Hrsg.)
Begegnungen mit Peter Schreier
Bestell-Nr 29-263
ISBN 978-3-86729-263-4
erschienen 01.11.2020
Auflage 2. Auflage 2020
Einbandart Gebundene Ausgabe
Maße 21 x 15 x 3 cm
Umfang 256 Seiten
Abbildungen 28 Schwarz-Weiß-Abbildungen
Gewicht 503 g
Preis 24,80
Lieferstatus   Lieferbar
Am 25. Dezember 2019 verstarb Peter Schreier in Dresden. Als Tenor und als Dirigent verfügte er über eine einzigartige Wirksamkeit über den gesamten Erdball. Das schloss unzählige Begegnungen mit Persönlichkeiten des internationalen und regionalen Musiklebens ein. Davon und von seiner Ausstrahlung zeugt der Band »Begegnungen mit Peter Schreier«. Mosaikartig berichten Dirigenten und Musiker, Sängerinnen und Sänger, Pianisten, ein Komponist und andere über ganz unterschiedliche Aspekte ihrer Zusammenarbeit: im Konzert- und Opernalltag, in Proben und bei Aufnahmen sowie im persönlichen Umfeld. Sowohl renommierte Persönlichkeiten als auch Musikschaffende jüngerer Generationen haben 2020 zur Feder gegriffen. Sie bieten ein beeindruckendes Abbild Peter Schreiers, der gern mit jungen Musikern zusammengearbeitet hat. Somit entsteht auch ein farbiges Bild des Menschen Peter Schreier. Er vermochte es über Jahrzehnte, seine Hörer im Tiefsten ihrer Seele zu erreichen und innerlich zu bewegen.

Zu den 30 Erinnerungstexten gesellen sich vier Reden zu Preisverleihungen an Schreier, objektivierend bzw. persönlich einordnend. Drei Texte verbalisieren Schreiers Sicht auf Bach, den zentralen Komponisten seines Lebens seit seiner Zeit im Dresdner Kreuzchor, sowie seine Tätigkeit im Musikland Österreich und in Japan. Mit den Reden im Abschiedsgottesdienst für Peter Schreier am 8. Januar 2020 in der Kreuzkirche zu Dresden und einer Bildauswahl wird der Band abgerundet.

Die Beiträge stammen von: Hansjörg Albrecht, Daniel Barenboim, Olaf Bär, Herbert Blomstedt, Reimar Bluth, Peter Damm, Markus Deckert, Helmut Deutsch, Fabian En­ders, Brigitte Fassbaender, Kazuo Fujino, Gertraud Geißler, Patrick Grahl, Peter Gülke, Ludwig Güttler, Hartmut Haenchen, Eckart Haupt, Wolfgang Hentrich, Matthias Herrmann, Robert Holl, ­Marek Janowski, Günter Jena, Hans John, Matthias Jung, Egbert Junghanns, Roderich Kreile, Edith ­Mathis, Siegfried Matthus, Edda Moser, Dirk Mürbe, Martin Petzold, Andreas Priebst, Camillo Radicke, Peter Rösel, Andrßs Schiff, Torsten Schreier, Ute Selbig, Norman Shetler, Christian Thielemann, Markus Vorzellner sowie Heinz Zednik.


Inhaltsverzeichnis
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Leseprobe
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Autorenbiographie

Prof. Dr. Matthias Herrmann - Der Herausgeber über sich

Geboren 1955 im Erzgebirge. Seit 1966 wohne ich in Dresden (mit Unterbrechung während des Musikwissenschafts-Studiums an der Leipziger Universität), zunächst im Kreuzchor-Alumnat in Dresden-Striesen, hatte dort Violoncello-Unterricht bei einem Musiker der Dresdner Philharmonie und fand nach und nach Gefallen am reichen Musikleben der Elbestadt. In der Kreuzkirche sangen wir wöchentlich in Vesper und Gottesdienst, gaben regelmäßige Konzerte (auch mit Staatskapelle und Philharmonie) und freuten uns, wenn Berühmtheiten zu uns kamen: der Komponist Hans Werner Henze aus Italien oder der aus dem Kreuzchor hervorgegangene Lothar Voigtländer (beide dirigierten eigene Werke). Dann waren da natürlich die bekannten Solisten in den Oratorienaufführungen: besondere Verehrung erfuhren damals die Sopranistin Adele Stolte, Theo Adam und Peter Schreier, der am Ende der 1960er-Jahre längst die obere Stufe erklommen hatte und sich in den Pausen, auch bei Schallplattenaufnahmen, freundlich-entspannt zeigte. So wurden uns damals, ohne selbst Solist oder Präfekt zu sein, hohe Interpretationsmaßstäbe wie von selbst vermittelt.

Irgendwie muss Peter Schreier von meiner Tätigkeit für den kompositorischen Nachlass des 1971 gestorbenen Kreuzkantors Rudolf Mauersberger im Auftrag der Sächsischen Landesbibliothek (wo ich später in der Musikabteilung arbeitete) erfahren haben, denn er hatte dazu Fragen. So begann unser persönlicher Kontakt. Auf dem Standpunkt stehend, dass sich ehemalige Kruzianer gleich welchen Alters duzen, forderte er mich schon früh zur vertrauten Anrede auf. Zu Mauersbergers 100. Geburtstag 1989 plante die Dresdner Musikhochschule (an der ich seit 1987 tätig bin: zunächst am Heinrich Schütz-Archiv, ab 1993 als Professor für Musikgeschichte) eine Tagung. Rechtzeitig baten wir Peter Schreier um einen Vortrag, was er mit den Worten ablehnte: »Das ist euer Metier als Musikwissenschaftler, mein’s nicht unbedingt, aber vielleicht kann ich im Vorfeld ja irgendwie helfen.« Als ich im Februar 1988 einen Aufnahmetermin der Johannes-Passion in der Dresdner Lukaskirche besuchte und wir in der Pause über alles Mögliche redeten, gab ich unumwunden zu, für Westberlin offenbar keinen Pass zu erhalten, um Mauersbergers langjährige Sekretärin Erna H. Hofmann aufsuchen und interviewen zu können. Er: »Ich kümmre mich!« – und es klappte.

Später, vor seinem 60. Geburtstag, erfreuten ihn meine Aktivitäten zum Aufspüren aller Rundfunkaufnahmen mit ihm als Kna­bensolisten. Zwar war bereits eine Auswahl auf der Schallplatte »Vom Knabenalt zum lyrischen Tenor« enthalten, aber meine Recherchen förderten weitaus mehr Aufnahmen (19) zutage, was ihn verblüffte. Mit seiner Hilfe entstand eine eigene CD mit meiner Auswahl bei Berlin Classics. Seitdem war der Kontakt regelmäßiger. Als ich viel später, zu Beginn des Jahres 2006, an seinem Haus vorbeikam und ihn zufällig traf, sagte ich ihm, wie konsequent ich sein Aufgeben des Singens fände – seine Antwort sinngemäß: Endlich mal einer, der mich bestärkt im Gegensatz zu vielen anderen, denen ich mich erklären muss!
Nun war er, von auswärtigen Dirigaten und Meisterkursen abgesehen, sehr häufig in Dresden. Ich bat ihn hin und wieder für eigene Veröffentlichungen um Texte, die so entstanden, dass ich ihn interviewte und daraus die Sätze in seinem Sinne formte, so über Schumann, Mauersberger, Karl Richter u. a. Wenn er bestimmte Notenausgaben brauchte, rief er mich an. Ich entlieh diese in unserer Hochschulbibliothek und brachte sie nach Oberloschwitz, wo ich ohnehin gern am nahegelegenen Wachwitzer Weinberg spazieren ging. Der Kontakt wurde häufiger und enger. Wir trafen uns, auch mit seiner Frau Renate und Freunden, im Schillergarten. Oder besuchten gemeinsam ein Konzert, verbrachten erfüllte Tage in Wien, fuhren dort zum Heurigen nach Heiligenstadt oder speisten den berühmten Tafelspitz in Plachuttas Restaurant auf der Wollzeile. Dem bereits von Schmerzen Geplagten war es eine Freude, sich auf diese Weise an die alten Zeiten zu erinnern und die gehobene Wiener Küche mit ausgesuchten Weinen zu genießen. Was aber eigentlich viel wichtiger war: Wir planten Bücher (etwa mit seinen Reden und Texten) und führten ausgedehnte Gespräche (wobei es in Nebensätzen immer mal überraschende Informationen geben konnte, etwa: »Boulez wollte für mich komponieren, hat es aber nicht mehr geschafft!«). Wir hörten gemeinsam Musik und – sahen im Fernsehen gemeinsam Fußball, was mir erfahrungsgemäß nur in seiner Gegenwart Spaß machte. Dann belasteten kurze und längere Krankenhausaufenthalte zunehmend seinen Alltag. Schmerzgeplagt machte das Leben nur noch wenig Freude. Entspannung brachte das Hören der geliebten Bruckner-Symphonien, an die er sich als Dirigent nach eigener Aussage nie herangewagt hat … Am 12. und 14. Dezember 2019 verbrachten wir viel Zeit mit seiner großen CD-Sammlung eigener Aufnahmen, wobei es ihm wieder spürbar besser ging, er aber auch nachdenkliche Fragen wie diese stellte: »Hat mein Leben überhaupt noch einen Sinn?« Ich versuchte ihn zu beruhigen, ohne selbst eine Antwort zu wissen …

In meinen Buch-Veröffentlichungen geht es um den Dresdner Kreuzchor, um »Dresden und die avancierte Musik im 20. Jahrhundert«, um die Dresdner Kirchenmusik des 19./20. Jahrhunderts und um die Welt der Märchenoper; des Weiteren um Musiker wie Martin Flämig, Rudolf Mauersberger, Günter Raphael, Max Reger, Arnold Schönberg, Heinrich Schütz, Richard Strauss u. a.

Rezensionen

»Dieses Buch ist eine Empfehlung nicht nur für Musikbibliotheken. Auch ohne musikwissenschaftlichen Anspruch – oder gerade deswegen – sind die Beiträge meist gut lesbar und kurzweilig. Der klug strukturierte Aufbau und die zahlreichen weiterführenden Annotationen bieten eine willkommene Grundlage für eine tiefere Beschäftigung mit Peter Schreier, seinem Wirken und darüber hinaus.« (Forum Musikbibliothek, 3/2022, Romy Gildemeister)

»... als Künstler verfügte Schreier weltweit über eine einzigartige Wirksamkeit. Davon und von seiner Ausstrahlung zeugt der Band. ... Erinnerungen – manche ausführlich, andere alles in wenigen Sätzen zusammenfassend ...« (Sächsische Zeitung, Dresden, 28.10.2020, Bernd Klempnow)

»... Das Buch sei allen empfohlen, die Peter Schreier liebten und seine musikalische Leistung noch immer hochhalten. Man legt es nicht wieder weg.« (Dresdner Neueste Nachrichten, 04.11.2020, M. Hanns)

»... In den großen Opernhäusern der Welt war er von Beifall umtost, aber er hat auch nicht vergessen, dass er selber einst Kruzianer war. Wobei Matthias Herrmann als Herausgeber vor allem Künstlerkollegen zu Wort kommen lässt, die sich an ihn erinnern und dabei die Besonderheiten seines Talents zu benennen versuchen ...« (Neues Deutschland, Berlin, 23.12.2020, Irmtraud Gutschke)

»... Eine passende Lektüre für die stillen Tage zum vergnüglichen Genuss der alten Aufnahmen – ja, Bach vor allem à« (neue musikzeitung, 12/2020, Michael Wackerbauer)

»... Es ist ein Buch geworden, das eine vielstimmige Verehrung für den über 60 Jahre auf der Bühne stehenden Musiker bündelt, gespickt mit Erinnerungen an echte Höhepunkte der jüngeren europäischen Musikgeschichte ...« (Leipziger Internet Zeitung, 12/2020, Ralf Julke)