Als Luther 1517 mit der Verbreitung der 95 Thesen gegen den Ablass die Reformation der Kirche einleitete, gehörten die Herren von Einsiedel zu den größten Grundbesitzern in den wettinischen Territorien. Einsiedelsche Besitzungen lagen sowohl im ernestinischen Kurfürstentum als auch im albertinischen Herzogtum, seit sich das sächsische Herrschergeschlecht der Wettiner 1485 in die beiden Linien der Ernestiner und Albertiner geteilt hatte. Konnte sich die Reformation im Kurfürstentum Sachsen mit den Zentren Wittenberg und Weimar dank Duldung bzw. Unterstützung durch die Ernestiner sofort entfalten, hielt im Herzogtum Sachsen (mit Zentrum in Dresden) dessen albertinischer Landesherr Georg am alten Glauben fest. So kam den frühen Kontakten der Familie von Einsiedel zur Kirchenreform und deren Resonanz in ihren Grundherrschaften Gnandstein, Prießnitz, Sahlis, Syhra sowie den sozialen Forderungen der dortigen Bauern besondere Bedeutung zu.
Überlegungen der von Beginn an mit der lutherischen Kirche verbundenen Generation der Einsiedels wie die Heinrich Hildebrands von Einsiedel, der in regem Briefwechsel mit den Reformatoren der Zeit stand und die Rechtmäßigkeit von Frondiensten erörterte, sind namhafte Beispiele für die zeitige Unterstützung der Reformation durch den Adel in den mitteldeutschen Territorien des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation. Luther hat in einem Brief von 1541 die von Einsiedels »als ein seltsames und einzigartiges Licht im Dunkel jenes sehr verworrenen Adels des Jahrhunderts« bezeichnet.
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