Die Leipziger Musikgeschichte hat die sehr interessante und bewegte Facette eines bedeutenden Teils ihrer bürgerlichen Kulturtradition bisher wenig betrachtet. Erinnert wird hier an die Erfolgsgeschichte des humorvollen, volkstümlichen deutschen Singspiels, die auf den Bühnen Leipzigs Mitte des 18. Jahrhunderts begann.
Beachtenswert ist die 130-jährige Geschichte des Leipziger Quartettgesangs in vielerlei Hinsicht. Gestartet als Zusammenschluss von »Laien-Chor-Sängern« und teils konservatorisch hervorragend ausgebildeten Sängerinnen, entwickelten sie sich zu Ensembles mit konzertreifer Gesangskultur und einem weiten, wertvollen Repertoire. Da die männlichen Mitglieder der Gesangsformationen aus finanziellen Gründen meist nebenberufliche »Laiensänger« bleiben mussten, war eine wirtschaftliche Unterstützung der Ensembles notwendig. Die künstlerischen Leistungen über viele Jahre hinweg wären ohne ein engagiertes bürgerliches Mäzenatentum nicht möglich gewesen. Die Sängerinnen und Sänger leisteten einen wesentlichen Beitrag zur Verbreitung des Kunstliedes und des Volksliedgutes an der Schwelle vom 19. zum 20. Jahrhundert.
Warum sind diese Künstler vergangener Zeiten heute vergessen? Das mag wiederum an der musikalischen Großartigkeit und besonderen Vielfalt des Musiklebens in Leipzig selbst liegen. Mit ihren erstklassigen Glanzlichtern von europäischem Rang stellte die Stadt in der Vergangenheit schon immer andere Orte und Regionen in den Schatten. Ähnliches wird hier mit den historischen Vokalquartetten geschehen sein. Die Würdigung der künstlerischen Leistungen bürgerlicher Künstler und des bürgerlichen Mäzenatentums gerieten bei den Leipzigern und auch in der Bewertung und Einordnung durch die Musikgeschichte völlig in den Hintergrund, was aber angesichts des überbordenden Leipziger Musikpotenzials durchaus nachvollziehbar ist. Die Publikation soll dem nachgehen und diese verblichene Facette der Musikstadt beleuchten.
Über den Autor:Günter Sonne, Jahrgang 1944, erhielt mit acht Jahren Klavierunterricht, später an der Volksmusikschule Leipzig noch Unterricht in Violine und Theorie in der Förderklasse. Nach Lehre zum Elektromonteur und Armeezeit 1971 Abschluss des Studiums der Elektrotechnik an der Technischen Hochschule Ilmenau. Anschließend in verschiedenen Funktionen für die Energieversorgung Leipzig tätig. 1995 Gründer eines Ingenieur-Büros für energietechnische Versorgungsanlagen. Seit 2012 Recherchen und Publikationen auf den Gebieten der Geschichte der Leipziger Energieversorgung und der Musikgeschichte der Stadt.
Inhaltsverzeichnis Als PDF herunterladenEinleitungdes Autors Günter Sonne
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