Im vorliegenden Text wird danach gefragt, wie aktuell die Frühe Neuzeit in einer geschichtsträchtigen Stadt wie Leipzig heute noch präsent ist – in einer Stadt, die stets Wert auf ihre urbane Attraktivität und ihre große überregionale Ausstrahlung als Drehscheibe zwischen Ost und West gelegt hat. Die Frühe Neuzeit mit ihren verlorenen Lebenswelten begegnet uns im Stadtbild vor allem in ihrem visuellen kulturellen Gewand: in der erhaltenen Renaissance- und Barockarchitektur, in der Literatur und Poesie, in den vernetzten Bühnen der Musik und des Theaters, ganz besonders aber in der urbanen Denkmalslandschaft, in der sich die historische Gedächtniskultur der Pleißestadt identitätsbildend widerspiegelt. Die großen Leitfiguren der Vormoderne – Luther und Melanchthon, Leibniz und Bach, Goethe und Schiller – treten uns in Gestalt der Denkmäler als Repräsentanten der alteuropäischen universalen Gelehrsamkeit, als Wegbereiter der Reformation und der säkularen Staatsreformen sowie als Großunternehmer der Musik- und der Literaturwelt vor Augen. Die Denkmäler erzählen auf ihre Weise die Geschichte der Stadt, der Universität, der Märkte und Messen und ihrer herausragenden Akteure. Memorialgeschichtlich repräsentieren sie zugleich ein gewichtiges Stück Leipziger Traditionalität und Kulturhistorie, die in der Wahrnehmungswelt der heutigen Generation als Leuchttürme einer untergegangenen Vergangenheit nicht in Vergessenheit geraten dürfen.
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