Am Altar der Delitzscher Stadtkirche blieben die Tafelmalereien des Retabels von jeglichen Eingriffen verschont, da man die Flügelpaare irgendwann zusammengenagelt hatte und nur die Festtagsseite zu sehen war. Diese Tatsache geriet in Vergessenheit, und so haben sich die Maltafeln, wenn auch mit einer gealterten Oberfläche, unverändert erhalten. Dieser Umstand bot Restauratoren und Naturwissenschaftlern die Chance zu umfangreichen Untersuchungen zu den konstruktiven Besonderheiten, zum technologischen Aufbau der Malschicht und zu einem vollständig erhaltenen Gemäldefirnis aus dem 15. Jahrhundert. Erstmals erfolgt eine kunstwissenschaftliche Bearbeitung des Retabels.
Eingeleitet wird das Heft mit Beiträgen zur Delitzscher Stadtgeschichte um 1500 unter dem besonderen Blickwinkel auf Bürgermeister Johannes Kopfhusser und seine Witwe, die Stifterin des Altars, und zur Baugeschichte der Stadtkirche Peter und Paul zu Delitzsch, für die das Retabel gestiftet wurde. Abschließend stellen die Restauratoren des Retabels ihre Untersuchungen und die Ergebnisse der Musterrestaurierung vor.
Die Beiträge des Bandes:
Christine Kelm: Eine ungewöhnliche Retabelrekonstruktion – Vorgeschichte und Ergebnis
Manfred Wilde: Die Stadt Delitzsch um 1490
Alberto Schwarz: Die Geschichte des Baus der Delitzscher Stadtkirche St. Peter und Paul
und ihres baugebundenen bildnerischen Schmuckes bis zum Ende des 15. Jahrhunderts
Diana Härtrich: Die neugotische Restaurierung der Delitzscher Stadtkirche St. Peter und Paul 1889 bis 1890 durch Conrad Wilhelm Hase
Iris Ritschel: Der Altar der Stadtkirche St. Peter und Paul
Anne Michel/Manfried Eisbein: Kunsttechnologische und naturwissenschaftliche Untersuchungen zum Delitzscher Altar.